30. Januar 2017

"Rechts gegen Rechts" ist weltweit erfolgreichste Kampagne

(wiia) So titelte aktuell das einflussmächtige Fachblatt der Werbeindustrie „W&V“ auf ihrem Internetportal. Die Nr. 1 als erfolgreichste deutsche Kampagne weltweit ist ein nachhaltiger Ritterschlag im Ranking, zumal es sich um aktuell hochbrisante politische und ethische Fragen handelt, die mit der interaktiven virtuellen Kampagne des Berliner Zentrums Demokratische Kultur in den Fokus genommen wurden. Neben vielen anderen Preisen, wie den nationalen und internationalen Fundraisingpreis, hat die Kampagne Rechts gegen Rechts jüngst auch den Politik Award gewonnen.

Es geht der Kampagne im Netz und in handfesten örtlichen und friedlichen Counter-Aktionen darum, der Präsenz von Neonazis etwas entgegenzusetzen, ohne unentwegt die alten Rituale – bis in Gewalt hinein – zu vollziehen. Inszenierungen von neonazistischer Propaganda werden über die Mechanik dekonstruiert um als Gegenerzählung von Rechts gegen Rechts rekonstruiert zu werden.
In Wunsiedel wurde 2014 die Aktion das erste Mal mit den dortigen Bürgern gemeinsam ins Werk gesetzt und erzeugte ein internationales Echo. Die Neonazis waren überrascht und fühlten sich vorgeführt und unwohl.

Das Prinzip der Zwickmühle wird eingesetzt, um eine situative Alternativlosigkeit zu erzeugen. Es kommt zum unfreiwilligsten Spendenlauf Deutschlands. Auf der Seite von #rechtsgegenrechts heißt es dazu: Sie laufen und laufen und laufen! Fast wöchentlich gehen Neonazis zum Demonstrieren auf die Straße. Wenn man sie schon nicht davon abhalten kann – kann man sie aber wenigstens für etwas Sinnvolles laufen lassen, zum Beispiel gegen sich selbst. So wird der Trauermarsch zum Spendenmarsch und die Demonstration zum Charity-Event. Denn für jeden gelaufenen Meter gehen festgelegte Spenden von Unternehmen und Bürger_innen an EXIT-Deutschland oder Projekte, die sich gegen Neonazis engagieren. Nutzen wir dieses karitative Potenzial!.

Die Kampagne war im Beginn eine Idee von EXIT-Deutschland und ehemaligen Neonazis, die der Szene den Rücken gekehrt haben und sich heute im AKTIONSKREIS Ehemaliger – der sich gegen die rechtsradikale Ideologie und Aktivitäten ihrer Träger wendet- engagieren. Es bedurfte dann noch des Könnens engagierter und professioneller Werber, die sich in den Firmen Grabarz & Partner und GGH Lowe fanden. Das Gesamtergebnis spricht für sich. Die Kampagne hat sich seit Wunsiedel nicht nur im Netz und den Köpfen etabliert, sondern auch im lokalen Geschehen. In mehr als 14 Städten und Gemeinden wurde die Mechanik von Rechts gegen Rechts bisher umgesetzt. Dabei sammelten Städte wie Bad Nenndorf, Remagen, Passau, Plauen oder Worms um die 40.000 Euro für EXIT und Projekte für die Integration von Kriegsflüchtlingen und Asylbewerbern.
Die Internetvariante der Kampagne ist #hasshilft. #hasshilft reagiert unter Nutzung der Mechanik von Rechts gegen Rechts auf die Zunahme von Hassreden in sozialen Medien. Dabei werden Hasskommentare unfreiwillig zu Spenden von 1 Euro umfunktioniert. Die unfreiwilligen Spender werden in einem „Dankeposting“ darüber informiert, dass ihre Hassrede 1 Euro für EXIT-Deutschland und die Aktion Deutschland Hilft freigegeben hat. Die Spenden dafür kommen von engagierten Nutzern und Partnern wie SKY-Deutschland, bigFM, Form und Raum oder Brand Eins. Doch auch hier ist es mehr als nur Satire. Die Macher der Aktion stellen immer wieder fest, dass Hasskommentare nachdem sie von #hasshilft kommentiert wurden, gelöscht wurden. Und damit steht am Ende nicht nur die Spende von einem Euro, sondern auch die Gewissheit: #hasshilft hilft.